Lettland 2006

Mein Praktikum in Liepaja, Lettland, von August bis Oktober 2006

Freitag, September 01, 2006

Eingelebt! und ein neues Problem...

Hallo mal wieder aus Lettland. Seit meinem ersten Post ist unheimlich viel passiert, deshalb kommt es mir auch so vor, als wäre ich schon ewig hier. Seit Montag bin ich in Riga am Arbeiten, in einer PR-Agentur namens Monde. Hier ist richtig was los, das sind zwischen 5 und 10 meist weibliche Mitarbeiter im Alter von maximal 30, mit echt guten Ideen für Marketing. Es ist sehr interessant zu sehen, was so alles an Arbeit und Koordination hinter einer Werbekampagne steckt, Wahnsinn. Ich bleibe insgesamt für 4 Wochen hier, also jetzt noch 3, und hoffe, in dieser Zeit einiges zu lernen. Ich soll sogar den ganzen Kram, den wir an der Uni lernen, anwenden, SWOT, Cost-Benefit-Analysis, und so weiter. Ich bin begeistert ... unser Studium bringt tatsächlich was!

Christoph jedenfalls ist in Liepaja geblieben und genießt dort die Vorzüge der eher kleineren, ruhigeren Studentenstadt, während ich mich hier täglich durch den Großstadtmief und -lärm kämpfen muss.
Wir haben dort sogar ne Bude gefunden, in der es sich aushalten lässt, für 5 Lats/Nacht. Ab Mitte September teilen wir uns die dann. Die Vermieter sind sehr angenehme Leute, lassen uns das Auto im Hof abstellen und bieten dauernd Äpfel an.
Ja, aber bis dahin wohne ich hier in Riga. Viel mehr etwas außerhalb, in Jurmala. Das ist DER Touri-Ort in Lettland, direkt am Meer, massenhaft Hotels, eeewig langer Sandstrand, und Party total. Jedenfalls im Sommer. Jetzt ist dort eher wenig los, und die Preise sind auf ein für Riga erträgliches Niveau gefallen. Ich habe über den Bekannten der Frau eines ehemaligen Deutsch-für-Ausländer-Schülers meiner Mutter (geil, wa?) ein Zimmer in einem Hotel (so nennt es sich selbst, ich würde es bestenfalls als Hostel der unteren Kategorie bezeichnen) bekommen, nicht groß, aber okay, Dusche aufm Gang, aber wenigstens warm! Nach zähen Verhandlungen mit dem Besitzer und bisschen Geheule (Ich armer Student, blabla) bezahle ich jetzt 10 Lats/Nacht, also das doppelte von Liepaja, und fahre morgens noch ne halbe Stunde Zug, bis ich in der Stadt bin. Aber das alles ist egal, ich habe eine Bleibe, die einigermaßen erschwinglich ist, auch wenn ich dort nicht viel mehr tue als schlafen.

Am Wochenende waren wir auf der Kurischen Nehrung, ein Küstenstreifen von wenigen Kilometern Breite, mit wunderschöner Natur und ein paar kleinen Küstenorten, die vom Tourismus mehr als gut leben. Schaut, so traumhaft kann es im Baltikum aussehen:

Dort in der Nähe gibt es auch den "Hexenhügel" mit unzähligen großen Holzfiguren. Im Prospekt stand: "Children love it". Nun, wir "adults" hatten auch unseren Spaß :-) Christoph hat eine neue Liebe gefunden (und ja, es ist tatsächlich ein Mann :-D ), und ich habe meine alte Begeisterung für Schaukelpferde wiederentdeckt.



Und in Palanga waren wir auch, dem unten angekündigten Malle des Baltikums. Wir gerieten völlig unabsichtlich in einen Club, dessen Hauptattraktion eine Stripteaseshow war - ehrlich. An sich wollten wir nur ein paar Bierchen zischen und unsere erlahmten Knochen bewegen, aber so wars auch okay :-)
Auf dem Rückweg geschah dann leider das in der Überschrift genannte neue Problem: Mein Auf der 2100-km Hinfahrt so tapfer gewesenes Auto ist zur Zeit lahmgelegt. Gerade wieder in Lettland angekommen, überholte und ein Wagen mit lettischem Kennzeichen, machte wilde Gesten, scließlich den Pannenblinker an und bremste uns aus. Wildeste Befürchtungen gingen uns durch den Kopf: Polizei, Überfall! Aber der Lette kam ganz entgeistert angelaufen und sagte "Probleme Probleme" und deutete auf mein linkes Hinterrad. Und da sahen wir es dann auch, und rochen es vor allem: Rauchschwaden aus dem Radkasten. Wir warteten bis es rum war, diskutierten fachlich auf hohem Niveau was es sein könnte und kamen überein, keine Ahnung von Autos zu haben. Die Vielzahl an Geräuschen, die an sich immer bei dem ollen Golf auftraten, und die paar neuen, die seit der hügeligen Polen-Durchfahrt hinzugekommen waren, hatten wir halt irgendwann mit dem Gedanken "Wir könnens ja eh net ändern" ignoriert und mit Musik übertönt. Nun, in der lettischen Pampa gestrandet und völlig hilflos, entschieden wir, äußerst langsam nach Liepaja zu tuckern und zu hoffen, dass lettische Mechaniker fähig sind und vor allem billig. Ging dann auch ganz gut, die Geräusche wurden nicht weniger, und wir ernteten vor allem in der Stadt viele erstaunte Blicke, die soviel ausdrückten wie "Woah, die Karre klingt, als würde sie gleich auseinander fallen, und die Trottel fahren immer noch damit - komisch, die Deutschen."
Nunja, jetzt kümmert sich Christoph um mein Baby, und das hoffentlich liebevoll! Es hat doch noch 8 Monate TÜV, da darf es jetzt nicht schlapp machen.

So, ich freue mich jetzt auf mein lang herbeigesehntes Wochenende. Um 19 Uhr startet der Bus nach Tartu, Estland! Yeah, nach langen 2 Monaten wieder dorthin zurück. Da versteh ich zumindest in Teilen, was um mich herum so gesprochen wird. Lettisch ist dafür noch zu neu, und die haben so viele ch's und sch's und dsch's und seltsame Zeichen an ihren Buchstaben dran, ich komm noch gar nicht klar damit. Hoffe, dass es sich in den kommenden Wochen noch etwas ändert und ich zumindest im Restaurant in einwandfreiem Lettisch eine Pizza und ein Bier bestellen kamm.

Gruß in alle Welt,
Thomas

P.S.: Für alle, die in Tartu waren, und Falck kennen gelernt haben: Die gibts natürlich auch hier, aber mit entschieden cooleren Autos:

6 Comments:

  • At 4:25 PM, Anonymous Anonym said…

    man man...da stellt man sich einmal dem Herrn Münch zum witzige-Bilder-machen zur Verfügung...und schon wird man im Internet zur Schau gestellt...D´oh!!
    Ansonsten kann ich die ersten Eindrücke nur bestätigen..wobei der erste Bericht villeicht etwas hart rüberkommt, war aber unter der ersten Schockwirkung verfasst.
    also mir gefällts hier in Liepaja!!! :-)))

     
  • At 4:33 PM, Blogger Thomas Münch said…

    Hehe, gut dass die Bilder mit meiner Kamera gemacht wurden, sprich ich nicht so oft drauf bin :-) Von mir gibts bestimmt auch genug schräge Einlagen auf deiner Kamera ...

     
  • At 6:52 PM, Anonymous Anonym said…

    Tomba, ich bin begeistert. Du bist ja so weltmännisch (das meine ich ernst)!!!!!!!!!!!! Nein ehrlich, ich freue mich, dass du wieder eine so tolle Zeit hast. Ich, die ehemalige :-( Braut, muss leider wieder arbeiten und mich daran gewöhnen, mit einem noch etwas unvertrauten Nachnamen angesprochen zu werden. Ansonsten gibts noch nichts Neues. Von der Hochzeit in Kastelruth erzähle ich dir, wenn du wieder da bist(traumhaft)!
    Dann pass auf dich auf und liebe Grüße.
    Sanna

     
  • At 8:57 AM, Anonymous Anonym said…

    Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

     
  • At 8:02 AM, Anonymous Anonym said…

    Hey Thomas,
    Nicht schlecht, 4 Wohnsitze in drei Laendern, ein kaputtes Auto, ne Dusche auf dem Gang, ... Keine schlechte Leistung ;o) Freut mich echt, dass es Dir gefaellt! Ich koch mir grad was und kaempfe mit einem Aufsatz, den ich am Donnerstag einreichen muss, au weia...
    Lass es Dir gut gehen, ganz viele liebe Gruesse vom anderen Ende der Welt
    Julia

     
  • At 7:07 PM, Anonymous Anonym said…

    soso, schön hast dus! also zumindest was die landschaft und dden job angeht (mädels, mädels, mädels ;) ) wohnen scheint allerdings eine etwas spannendere angelegenheit zu sein. wünsch dir auf jeden fall noch ne schöne zeit, grüß tartu falls du mal wieder vorbei kommst! sophia :)

     

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